MARTIN LUTHER ´S BIBLE
Wittenberg: Hans Lufft, 1555
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Die GENESE
Banská Bystrica ist eine Stadt mit berühmter mittelalterlicher Bergbauhistorie in der Mittelslowakei. Im Jahre 1255 wurde die Stadt durch den ungarischen König Béla der IV. zur königlichen Stadt mit dem lateinischen Namen Neosolium – auf Deutsch Neusohl ernannt und die nicht weit entfernte ältere Stadt Zvolen, damals Veterosolium – auf Deutsch Altsohl genannt. Verbunden sind diese beiden Städte auch durch ein besonderes Kunstwerk – die Bibel, bearbeitet und übersetzt von Dr. Martin Luther, die im Jahre 1555 von Hans Lufft in Wittenberg herausgegeben wurde. Seit 13 Jahren ist sie Eigentum des Literatur- und Musikmuseums in Banská Bystrica in dem ich arbeite. Vorher, wahrscheinlich schon seit seiner Herausgabe befand sie sich im Besitz in der Bibliothek einer Pfarrerfamilie in Zvolen.
Für die Unterscheiden dieser Bibel von anderen Exemplaren nenne ich sie „unsere Bibel“.
DIE IDENTIFIKATION DER BIBEL IN DER REIHE DER AUSGABEN VON LUTHERS BIBELN
Aus chronologischen Gründen ist anzuführen, da die erwähnte Bibel erst nach Luthers Tod (1483 – 1546) gedruckt wurde. Trotzdem besteht fast eine genaue Ähnlichkeit mit dem von ihm bearbeiteten Text. Auch deshalb, weil sie aus einer der ältesten Ausgaben stammt, vor allem von den Ausgaben von 1550. Die ausführliche Untersuchung dieses Literakunst- werks ergab, da es sich um ein seltenes und besonderes Exemplar handelt, welches sich wahrscheinlich nur in der Bibliothek der Universität in Cambridge, in Wolfenbüttel und in Banská Bystrica erhalten hat. Mit Informationen halfen mir die bekannten Bibelforscher Dr. Stefan Strohm aus Stuttgart und Dr. Elfriede Stark aus Leipzig, die mir Prof. Rudolf Kober aus Erfurt vermittelte. Dr. S.Strohm machte mich aufmerksam, da sich in der Wittenberger Landes-bibliothek ein Exemplar der Bibel von 1556 befindet, die fast identisch mit unserer Ausgabe ist. Er wies auch darauf hin, daß einige Autoren, wie es aus ihren Publikationen hervorgeht, die Ausgabe von 1555 nicht kannten, möglicherweise von ihr wußten, aber nicht zur Disposition hatten. Nach den neuesten Erkenntnissen der deutschen Bibelforscher kamen im Jahre 1555 drei Ausgaben der Lutherbibel in Wittenberg heraus, alle im Format Folio mit annähernd gleichem Text ausgehend wie von der Ausgabe der von 1556.
Die Illustrationen stammten größtenteils von der Ausgaben von 1550: Die älteren Holzschnitte vom Meister MS waren größtenteils mit Bildern von Georg Lemberger ersetzt. Teilweise stammten sie aus dem Jahr 1548, aber ab dem Jahr 1550 war sein Monogramm aus dem Holzschnitte entfernt worden. Seine Holzschnitte sind gleich wie in der ersten zweispaltigen Bibel von 1540 geschrieben in der deutschen Schriftsprache und vorher in der niederdeutschen Bibel aus dem Jahre 1536. Im Jahr 1550 waren einige Holzschnitte des Meisters MS im zweiten Teil der Bibel (Propheten, Apokryfen, Neues Testament) und ältere Autorenbilder von Hans Brosamer gegen neue Brosamers Holzschnitte ausgetauscht worden. Der erste signierte ist im Jahr 1549 datiert. Drei Ausgaben von 1555 un-terscheiden sich im Format und in der ausdrucksvollen Ausführung: die größte Ausgabe ist im Format Median sie reproduziert die Ausgabe von 1550 und ist besonders ausdrucks-voll. Die zweite, kleinere Ausgabe erscheint im Jahr 1555 und im Neuen Testament enthält sie um vier Blätter mehr (387 anstatt 382 paginierte Blätter). In der Gestaltung der Holzschnitte sind nur geringe Abweichungen. Die dritte Ausgabe ist im normalen Format Folio, aber der Text ist im zwei Spalten gesetzt (sie hat 666 Blätter). Sie stützt sich auf die Ausgaben von 1550 und 1551. Nach Dr. Strohm ist unsere Ausgabe in der Reihe die zweite und es ist eine der wenigen vollständigen Bibeln, die sie in Deutschland nicht haben.
Wie sieht also unsere – die zweite Wittenberger Ausgabe der Bibel aus dem Jahr 1555 aus: Ein fester Papierband mit Leder überzogen zusammen mit Vorsatzpapier ist nachträglich und wurde wahrscheinlich Anfang des 19. Jahrhundert angefertigt. Der Einband ist in der Größe von 32,7 x 22,5 cm. Die Größe der Blätter ist ca 31,5 x 20,1 cm. Auch aus den handschriftlichen Marginalien ist es wahrscheinlich, da es beim Einbinden zum Schnitt des ursprünglichen Formats kam. Das Buch wurde zweimal fachmännisch restauriert. Das Alte Testament enthält 344 paginierte Blätter und der zweite Teil (von den Büchern der Propheten) 387 Blätter. In beiden befinden sich verschiedene Fehler in der Blätterangabe.
DIE BILDENDE- UND MUSIKIKONOGRAPHISCHEN SEITEN DER BIBEL
Auf den ersten Blick richtet sich unsere Aufmerksamkeit auf 140 erhaltene und 25 beschädigte kolorierte Holzschnitte. Die meisten Bilder im Alten Testament sind von Georg Lemberger, die teilweise mit seinem Monogramm signiert sind. Der größere Teil der Holzschnitte im zweiten Teil stammt von Hans Brosamer. Außer seinem Monogramm finden wir auf zwei das Jahr 1540, auf vier 1549 und auf einem das Jahr 1550. Das Titelblatt zum Alten Testament und dem zweiten Teil der Propheten ist identisch. Sie bildet Dr. Martin Luther (rechts) und Friedrich der Weise Kurfürst von Sachsen (1463 – 1525) unter dem Kreutz ab (das Symbol der Vereinigung von Kirche und Weltmacht). Dieses Bild ist von Lukas Cranach. Martin Luther ist auf anderen Holzschnitten abgebildet. In der Lyceumsbibliothek in Bratislava habe ich die Möglichkeit gehabt, unser Exemplar der Bibel zu vergleichen. Die größte Ähnlichkeit hat sich beim Vergleich mit einer Bibel vom gleichen Herausgeber von 1550 bestätigt. Der Einband dieser Ausgabe hat die Masse von 35,8 x 23 cm, wahrscheinlich nicht ursprünglich, denn nach Informationen von Dr. S. Strohm konnte es vorher zum Schnitt gekommen sein, falls es um das Format Median ging.
Es ist interessant, daß das Titelblatt mit einem anderen Bild versehen ist, aber im Ganzen gesehen, sind die Holzschnitte in unserer und dieser Ausgabe zu 98 % gleich. Es sind 153 Bilder gleich, 6 Bilder nur in der Bibel von 1550 und 10 andere nur in unserer Bibel. Holzschnitte mit gleichem Thema sind in vier Fällen in beiden Bibeln zu finden, aber mit anderer kaum veränderten Variante der Verarbeitung. In fünf Fällen sind die gleichen Holzschnitte in anderen Kapiteln der einzelnen Bibeln benutzt worden. Der Text und andere Vergleichungen sind noch zu prüfen.
Ganz anders ist die Arbeit der Koloristen. In der Ausgabe von 1550 gebrauchten sie hellere, klarere Farben und die farbigen Details sind feiner ausgearbeitet. In unserer Aus-gabe wurde eine dunklere Farbigkeit angewendet und im ersten Teil ist die Hand eines erfahrenen Koloristen zu spüren, im zweiten Teil offensichtlich ein weniger erfahrener Kolorist. Es ist interessant zu beobachten, wie ihre Arbeit den Charakter, die Atmosphäre und manchmal die Schöpfung oder die Komposition des Bildes wesentlich ändern kann.
Im Ganzen ist zu sagen, daß bildende Kunst der Bibel auch für den Laien und nicht für den Kunsthistoriker sehenswert ist. Der Buchholzschnitt wurde von der Erfindung des Buchdrucks hauptsächlich in den deutschen Ländern angewandt und erreichte ein beachtungswertes Niveau, nicht allein von den Autoren und Zeichnern, aber auch von den Meistern der Formschneider. Auch die Holzschnitte in unserer Bibel sind Miniaturkunstgebilde. Ihre Autoren benutzten hauptsächlich die Technik der Strafierung und Schattierung in der Kombination mit der Handkolorierung. Dadurch erreichten sie die Tiefe und Illusion des Raumes. In kleiner Form mittels meisterlicher Kompositionen beweisten sie verschiedene Szenen in verschiedenen Zeiten abzubilden. Sie benutzten Landmotive mit üppiger Vegetation, in der sie figurale Motive und expressiv geladene Figuren einsetzten. Die Bilder sind voll innerer Dynamik und Ausdruckskraft, womit sie die emocionale Wirkung des Bibeltextes unterstreichen.
Von den genannten zehn Holzschnitten, die sich nur in unserer Bibel befinden, erfreuen mich acht, alle mit Musikmotiven oder Musikinstrumenten, welche sich am Ende befinden. Bilder mit Musikinstrumenten sind im Ganzen zwanzig, neun davon im 1. Teil und elf im 2. Teil. Inicialien mit Musikmotiven sind nur zwei Arten: im Buchstaben V sind zwei Engel, die auf einem Blasinstrument blasen. Dieses Motiv ist im ersten Teil fünf Mal und im zweiten Teil sieben Mal benutzt worden. Im größeren Typ des Buchstaben V sind zwei Trompeten mit einem breiteren trichterförmigen Abschluß, die in die Form eines Ornaments gewunden sind, abgebildet. Dieser Anfangsbuchstabe wurde im 1. Teil nur zwei Mal benutzt. Das Thema aller Holzschnitte ist eng an den Text und Inhalt konkreter Bücher und Kapitel der Bibel gebunden, bei denen sie abgebildet sind. Die Musikinstrumente und ihren Gebrauch sind im Text angeführt, auch wenn die abgebildeten Bilder der Instrumente der Zeit angepasst sind, in der sie entstanden, gegenfalls hat ihr Autor sie im Vergleich mit dem Text gegen andere ausgetauscht. Die meistabgebildeten Instrumente sind verschiedene Trompeten und Harfen. Die genaue Identifikation der Instrumente ist wegen ihrer Miniaturausgabe, künstlerrische Stilisierung und der Verdeckung der Gesichter mit Farben manchmal nicht möglich. Was für eine Rolle ein Musikinstrument auf den Bilden spielt, kann man in vier verschiedenen Funktionen einteilen:
1. Das Musikinstrument mit Signalfunktion
2. Das Musikinstrument als Symbol
3. Das Musikinstrument als akustische Waffe
4. Das Musikinstrument in der Funktion der Feierlichkeit
Zum Teil 1. Das Musikinstrument mit Signalfunktion
Musikinstrumente mit einer Signalfunktion finden wir auf einem Holzschnitt, im Alten Testament und auf acht Bildern im Neuen Testament. Auf der ersten Abbildung geht es um den Befehl des Herrn an Moses, zwei Trompeten aus Silber anfertigen zu lassen. Sie sollten ihm zum Aufruf der Gemeinde, auf Befehl zum Abzug aus dem Lager und zum Kampf gegen den Feind dienen, was ein Signal für den Herrn sein sollte, sich an sie zu erinnern und sie zu retten. Im Vordergrund des Bildes steht Moses mit einer Trompete in der Hand und ein Priester, der in die Trompete bläst. Im Hintergrund sieht man ein Zeltlager und in der Mitte eine Gruppe Menschen, die dem Ton des Instrumentes folgen. (Bild N3 081 R) Beide Gestalten (Moses und der Priester) halten Trompeten, die ein wenig gekrümmt sind und einen breiteren trichterförmigen Abschluß haben. Ihre Form ist ähnlich der des gebrauchten Instruments im Buchstaben V. Acht Holzschnitte im Neuen Testament binden sich an das Prophetenbuch die Offenbarung Johannes und zwar seine dritte Vorhersehung. Sie zeigen nach und nach sieben Engel, denen Gott sieben Trompeten gab, mit denen sie die Katastrophe und das Elend dem Volke ankündigten: Hagelschlag mit Feuer, fallenden brenenden Berg ins Meer, vergiftetes Wasser, ein Drittel Sonnen- Mond- und Sternenfinsternis, Heuschrecken und Feuer (Bild N3 720 R u.a.) Alle Texte sind in der Vergangenheit geschrieben und zeichnen die Katastrophen auf, die sich nach der Engelsverkündigung ereigneten. Aber bei dem letzten dieser Bilder, spricht man im Text im bedingtem Futur: “ sondern in den Tagen, wenn der siebente Engel seine Stimme erheben und seine Posaune blasen wird, dann ist vollendet das Geheimnis Gottes, wie er es verkündigt hat seinen Knechten, den Propheten.“ Darum ist das Geschehene nicht beendet, sie deutet nur einen Teil der Trompete an, die aus den Wolken hervorragt und aus dem Rauch hererauskommt. In Hinsicht der Konstruktion kann man auf den Bildern zwei Typen von Trompeten erkennen, gerade, am Ende leichte konische Erweiterung und in drei Fällen gewundene Trompeten.
Zum Teil 2. Das Musikinstrument als Symbol
In der Funktion des Symbols finden wir auf den Holzschnitten eine Harfe, die außer einen Fall ein nichtwegzudenkender Begleiter Davids, als er schon König war, ist. Auch der Zei-chenkünstler hat sie bei den einzelnen Geschehen als Symbol dargestellt. Das erste Mal hat er sie im Gras liegend an einem ausdrucksvollen Platz im Vordergrund bei der Salbung Davids als König – als wenn sie auf ihre Gelegenheit wartet, abgebildet. Das zweite Mal, beim Kapitel 11. im Zweiten Buch Samuels (Davids Sünde) ist David auf der Harfe spielend abgebildet, wobei er vor seinem Palast auf die badende Frau Urias, des Hethiters – Batsheba schaute, mit welcher er sich versündigte. Hier kommt sie in solcher Anwendung vor, welche für sie am typischen auch im 15.-16. Jahrhundert war und zwar in den Liebhaber und Verliebten. (Bild N3 174 V) Im dritten Geschehen in der Simei den König verflucht und Steine auf ihn wirft, liegt die Harfe wieder auf der Erde und zur Hälfte mit Gras bedeckt. Als wenn sie die schmachvolle Lage des Königs in dieser Situation symbolisiert. (2. Buch Samuels, 16. Kapitel). Das letzte von diesen Bildern befindet sich gleich unter der Überschrift der Psalter. Es zeigt den schon alten König David, auf der Harfe spielend, im königlichen Interieur mit dem Symbol des heiligen Geistes in der Figur einer Taube über dem Kopf. Sein Aussehen läßt uns nicht im Zweifel, daß er Psalme interpretiert, meditiert und daß seine Bitte von Gottes Barmherzigkeit und Vergebung erhört waren. (Bild N3 288 R) Die Harfe finden wir auch auf dem Holzschnitt, des Jephthah Versprechen (Buch der Richter, 11. Kapitel), dargestellt, und zwar in den Händen seiner Tochter, die ihm als erste der aus dem Kriege Zurück-kommenden aus dem Haus entgegen kam. Für seinen Sieg gegen den Feind mußte er sie dann dem Herrn opfern, wie er ihm versprach. Dem Bibeltext nach hätte sie mit einer Trommel in der Hand getanzt, der Künstler hat jedoch die Harfe gewählt, womöglich als Art des Symbols guter Erziehung aus höheren Kreisen.
Zum Teil 3. Das Musikinstrument als akustische Waffe
Den ausdruckvollsten Gebrauch des Musikinstruments als akustische Waffe ist bekannt aus dem Geschehen des Mauerfalls Jerichs. Auch der Künstler in unserer Bibel wich diesem starken Thema nicht aus und gestaltete das Geleit mit der Lade, vor dem sieben Priester mit sieben Trompeten, an der Spitze und im Hintergrund ist noch ein Trompeter zu sehen. Das Bild erfasst genau diese Situation des siebenten Tages der Belagerung: Die Priester und Kriegsmänner umzogen 6 Tage lang die Stadt und am siebenten Tag, beim siebenten Umgang der Stadt, bliesen sie auf der Trompete. Die Leute erhoben ein Kampfgeschrei, infolge dessen die Mauern anfingen zusammen zu stürzen. In der Lutherbibel sind diese Instrumente mit Posaunen genannt. Nach der Übersetzung des biblischen Textes, den ich zur Verfügung hatte, hätten die Priester auf Bockshörnern geblasen. Auf dem Holzschnitt sind aber Trompeten zu sehen, die nach der Konstruktion als langgestreckte Businen zu erkennen sind. Diese Instrumente, die vom 11. Jahrhundert aus der sarazenischen Musikkultur anfingen durchzudringen hatten offensichtlich nach ihrer Länge und engen Durchmesser einen dünneren, pfeifenden und kreischenden Ton, deshalb hat sie sich Autor des Bildes für diesen Zweck ausgesucht. (Bild N3 120 V) Ähnlich ist es auch im nächsten Fall, wo der Ton der Trompeten und das Zerschlagen der Krüge von Soldaten Gruppen den Feind besiegen soll. Auch hier auf dem Holzschnitt sieht man Trompeten und Businen in den Händen der Soldaten im Hintergrund, wobei sich im Vordergrund die Kampfszene abspielt. (Historisches Buch, die Richter, 7. Kapitel).
Zum Teil 4. Musikinstrument in der Funktion für Feierlichkeiten
Die Übergabe von Glanz, Ansehen und Feierlichkeit zu verschiedenen feierlichen Anlässen ist sie die angenehmste Funktion der Musikinstrumente. In unserer Bibel ist sie hauptsächlich mit der Feier der Götzen und Göttlichkeit verbunden. So ist es auch in der bekannten Episode von der Prüfung der Freunde Daniels im Feuerofen. Der Holzschnitt mit der mehr abgebildeten Geschehen zeigt links vorn den brennenden Ofen und Wächtern vor ihm, unberührte Knaben, die sich nicht dem goldenen Götzen verbeugen wollten, rechts berät sich König Nebukadnezar mit seinen Ratgebern und im Hintergrund ist die Ebene Dura im Lande Babel zu sehen, inmitten dessen steht die königliche goldene Statue. Bei dem Klang der Musikinstrumente müssen sich ihr alle verbeugen und huldigen. In einer Schar kleiner Gestalten um den Götzen kann man Bläser mit Businen erkennen. (Der Prophet Daniel, 3. Kapitel, Bild N3 452 V) Zur Feier Gottes, im Neuen Testament, gebraucht er vor allem Harfen, und das ausschließlich im prophetischen Buch die Offenbarung Johanns. Der erste von den Holzschnitten bildet die Übernahme des Buches mit den sieben Siegeln vom Lamm in den Himmel, wobei sich um Gottes Thron vierund-zwanzig Älteste in weissen Gewändern, die in der Hand Weihrauch mit Thymian und Harfen haben verbeugen (5. Kapitel). Nach den erwähnten Holzschnitten mit den sieben Engeln, die mit den Trompeten die Katastrophen ankündigten, das letzte Bild, das sich auch in diesem Buch befindet, zeigt das Geschehen, wo das Lamm Urteil über die Feinde ankündigt. Wiederum geht es um ein von der Kompositioner um einen interessant gestalteten Holzschnitt, der alles Wesentliche aus dem biblischen Text enthält. Über dem Lamm, das auf dem Berg Sion steht, schwebt das Symbol der Auferstehung- ein Sonnen-kreis mit Sonnenstrahlen um ein menschliches Gesicht herum aus einer Muschel herausschauend (die Auferstehung Kristus). Die Muschel ist aus Harfen gestaltet und aus den Wolken ragen an ihren Seiten zwei Trompeten hervor. Im Text wird auch über Gesang eines neuen Liedes vor dem Thron geschrieben. Mit diesem korespondiert auch das offene Buch unter der Muschel, in welchem Noten eingetragen sind. (Bild N3 723 R)
Eine der schönsten Szenen, auch aus dem Gesichtspunkt der Musikikonographie ist eine Illustration zum Kapitel 6 des zweiten Buches Samuels, auf der ganze zeitgemäßige Kapelle abgebildet ist. Im genannten Kapitel schreibt man: „Und David sammelte abermals die ganze junge Mannschaft in Israel, drei igtausend Mann, und machte sich auf und zog mit dem ganzen Volk, das bei ihm war, nach Baala in Juda, um die Lade Gottes von dort heraufzuholen …Und als sie ihn mit Lade Gottes aus dem Hause Abinadabs führten, der auf dem Hügel wohnte, und Achjo vor der Lade herging, tanzten David und ganz Israel vor dem Herrn her mit aller Macht im Reigen, mit Liedern, mit Harfen und Psaltern und Pauken und Schellen und Zimbeln.“ Dieser Text ist auch auf der beschriebenen ge-nannten Illustration so ausgedrückt, nur mit anderen Instrumentariums. (Bild N3 172 R) Dank dessen, dass ich zwei Bibeln zur Verfügung hatte, ich sie verhältnismäßig gut kombinieren und rekonstruieren konnte, half mir der Kolorist, der in der Ausgabe von 1550 hellere Farben benutzte, waren die unteren Konturen der Gestalten und Gegenstände viel deutlicher zu erkennen. Auf der Illustration ist der neue Wagen mit dem Laden Gottes von zwei Ochsen gezogen. Vor ihm schreitet König David mit einer Harfe, rechts von ihm eine Gestalt mit einer Blockflöte oder einer Pfeife. Weil nur der obere Teil des Instruments zu sehen ist, kann man das nicht genau bestimmen. Hinter ihnen geht ein Musiker mit einer sehr schön geschmückten hohen Mütze, der auf einer Einhandflöte und Trommel spielt. Dieser Typ solcher Musiker kommt oft auf den Bildern im 15. und 16. Jahrhundert vor. Danach folgt eine Gruppe Leute, unter der sich weiter Musiker befinden: Als erste zwei Bläser, dann ein Musiker mit einem Streichinstrument (eine Violaart), zwei Dudelsackpfeifer und ein Tschinellist. Die Zusammensetzung der Kapelle stimmt mit dem Text in dem Punkt überein, daß es um die Vereinigung des Königsgeleits geht (David mit Harfe, der Zeremonienmeister – Musiker mit der Trommel und Einhandflöte und andere Merkmale) mit dem Gefolge (Dudelsackpfeifer). In jedem Falle haben wir hier zwar eine ungewöhnliche, aber klanglich sicher der Zeit entsprechend eine interessante Zusammenstellung von acht Musikern (wenn wir nicht König David einbeziehen) aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
DER AUSSAGENDE WERT DER BIBEL ALS MUSEUMSSTÜCK
Die Lutherbibel in ihrer guten Erhaltung, ihrem Inhalt, aber auch ihrer künstlerischen, musik- und inkonographischen Seite ist ein ausgezeichneter Vermittler mit religiösem-filosophischem, ethischem, estethischem und kultur-historischem Wert für die Zeitgenossen. Es geht um ihre direkte oder vermittelende Komunikation, um ihre Fähigkeit Informationen zu vermitteln, wie auch weitere Werte an den Rezipienten – ob als Exponat auf Austellungen für die größere Öffentlichkeit, zum Studienzweck für Forscher oder für den Leserbeitrag über dieses Literaturkunstwerks. Diese Bibel ist außerdem auch ein Dokument der Tradition und Ehrfurcht unserer Vorfahren zu solchen Werten. Wie schon anfangs erwähnt, ist unsere Bibel hauptsächlich in Zvolen erhalten geblieben. Bei einer Studienbearbeitung über die Musikkultur der Stadt Zvolen, habe ich erfahren, daß viele Studenten im 13. Jahrhundert nach Deutschland gingen, um dort zu studieren. Sie kehrten als Lehrer, Pharrer oder Filosophen und Musiker zurück. Es ist anzunehmen, daß auf diesem Weg Luthers Bibel, aber auch weitere protestantische Schriften sehr bald nach der Herausgabe im 16.Jahrhundert in Zvolen Umgebung kamen. In unserem Museum befinden sich zwei weitere Wittenberger Schriften aus dem 16. Jahrhundert, die diese Meinung unterstützen. Sie sagen auch gleichzeitig über das tiefe Hinterland für die Verbreitung der Reformation und Protestantizmus gerade in dieser Region aus, die man schon von der Zeit an, als in den Jahren von 1440 bis 1462 auf dem Schloß in Zvolen tschechischer Feldherr Jan Jiskra mit seinem Brüdern (bratríci) residierte. Viele von ihnen haben sich angesiedelt und ihre geistlichen Lieder kamen so in die heimatlichen Gesangbücher. Beim sich bewußt werden dieser Zusammenhänge bekommt die Lutherbibel einen Weiteren, nicht unbedeutendes Ausmaß.
Mit meinem Beitrag habe ich versucht, daß Interesse des Problem-bereichs diese Kunstwerks und Museumsstück anzudeuten eventuell die Aufmerksamkeit der Musikforscher auf diese Thema und die Reichheit der Anregungen, die sich in der Lutherbibel befinden, zu richten. Ich hoffe, daß es in der Zukunft noch möglich sein wird, auf die noch offenen Fragen zu antworten.
Dazu ist hauptsächlich ein Vergleichen mit den in Deutschland und England erhaltenen Bibeln notwendig, denn allein die deutschen Bibelforscher führten auf, daß noch viele Sachen nicht bekannt und erforscht sind. Aber man kann heute schon sagen, daß dieses Exemplar ein wichtiger Kettenring der Ausgaben von den Lutherbibel ist. Wir freuen uns, daß wir sie in der Slowakei haben.
BEMERKUNGEN
1 Dieser Absatz kommt aus den Informationen in dem Briefe Dr. Strohms an Dr. Starke vor (Liter. N. 25).
2 Ich zitiere die Beschreibung der Bibel von dem Adams H.M. in dem Teile “ Bible: German“ angeführte:
N. 1174 — Biblia: Das ist: Die ganze heilige Schrifft: Deudsch. Doct.Mart.Luther. ff. 344, 387. A-Z, a-z, Aa, BB-KK6LL8: A-Z, a-z, Aa-Ss6Tt4, Blank Tt4. fo. Wittemberg, durch Hans Lufft, 1555. Pemb. /bdg/.
Dank dieser ausführlichen Beschreibung der Numerierung der Blätter in der Reihenfolge war es möglich festzustel len, da das Buch was die Paginierung betrifft, ist mit der unseren Bibel identisch. Bei unserer Bibel wäre es richtiger von dem Format 40 und nicht Format Folio zu sprechen.
Außerdem das letzte Blatt in userer Bibel fehlt.
Die Fehler in der Numerierung der unseren Bibel:
I. Teil : anstatt des Blattes N. 288 ist N.282
II. Teil : Blatt N. 12-19-20-15-16-17-18-19-20-21…
– nstatt des Blattes N. 1 ist N. 32 zwei Mal hinter einander
– anstatt des Blattes N.87 ist N.78
– fehlen Nummer der Blätter 89, 112, 130, 383 (nur die Nummer sind ausgelassen, die Blätter fehlen nicht )
– anstatt des Blattes N.135 ist wieder N.134
– Blätter sind numeriert: 316 -317- 218 -319-320…
3 Die Bibel Hans Lufft, Wittenberg 1550, in: Lyceums bibliothek Bratislava, Signatur V.Teol. 211.
4 Es scheint, da sich Dr. S.Strohm irren könnte, wenn er unsere Ausgabe für die zweite in der Reihe hielt, also die im Jahre 1555 zum ersten Mal erschienene nicht für die, die Ausgabe vom Jahre 1550 reproduziert. Außerdem ist es nötig seine Angabe da der älteste sig nierte Holzschnitt von Hans Brosamer der im Jahre 1549 datiert ist zu verbessern. Wie ich schon oben angeführt habe, sind in unserer Ausgabe zwei Holzschnitte mit dem Jahre 1540 datiert.
5 Die Bibel mit Erklärungen, 1990, S.495 (Offenbarung 9.10).
6 C.d., S. 504 (2.Samuel 5.6).
7 Summaria oder das newe Testament, 1554 und Commentarius, 1558 in Litertur- und Musikmuseum Banská Bystrica.
8 BÁRDIOVÁ, M.: Hudobná kultúra Zvolena / Musikkultur in Zvolen /, S. 223.
Ich danke allen, die mir bei der Vorbereitung dieses Re ferats geholfen haben, besonders Prof. Dr.sc. Rudolf Kober aus Erfurt und PhDr. Mária Vieriková aus Lyceumsbibliothek Bratislava.
LITERATUR UND QUELLEN
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BÁRDIOVÁ, Marianna. Hudobná kultúra Zvolena .In: Zvolen. Monografia k 750.výročiu obnovenia mestských práv. Vyd. GRADUS Martin pre Mesto Zvolen, 1993, s. 223 – 232
BÁRDIOVÁ, Marianna. Musikikonographie in der Lutherbibel. Zborník z konferencie Musik und bildende Kunst, Ljubljana 23.-26.4.1996. Zost. Primož Kuret, Slovenski glasbeni dnevi, Ljubljana 1996, s.153 – 162
BÁRDIOVÁ, Marianna. Wittenberská Biblia z roku 1555 ako múzejná pamiatka. Zborník zo seminára Knižná kultúra v Banskej Bystrici 24.-26.10.1995. Kniha ´95 – ´96, Matica slovenská, Martin 1997, s. 62 – 68
BÁRDIOVÁ, Marianna. Biblia Martina Luthera z roku 1555. In Pamiatky a múzeá, 1999, roč. 1999, č. 4, s. 40-44
BENZIG, Josef : Lutherbibliographie. Verzeichnis der Gedruckten Schriften Martin Luthers bis zu dessed Tod. Verlag Librairie Heitz GMBH, Baden-Baden 1966
Biblia. Hans Lufft, Wittenber 1550. In: Lyceumsbiliothek Bratislava, V.Teol.211
Biblia. Hans Lufft, Wittenberg 1551. In: Lyceumsbibliothek Bratislava, V.Teol.216
Biblia: Das ist die ganze heilige Schrifft. Deutsch. Dr.Martin Luther. Hans Lufft, Wittenberg 1555. In: Literatur- und Musikmuseum Banská Bystrica, ev.N. L-6687
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SCHMIDT, Philipp : Die Ilustration der Lutherbibel. Verlag Friedrich Reinhardt, Basel 1962
Short-title catalogue of books printed in the German – speaking countries and German books printed in other countries from 1455 to 1600, now in the British Museum. Trustees of the British Museum, London 1962
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STRÁNSKÝ, Zbyněk, Z.: Úvod do studia muzeologie. FF UJEP, Brno 1980
Summaria oder das newe Testament. Wittenber 1554. In: Literatur- und Musikmuseum Banská Bys trica ev.N. 8812
Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des XVI. Jahrhunderts – VD 16 -, I.Abteilung, Band 2, 12. Verlag Anton Hiersemann, Stuttgart 1984, 1988
STARKE, Elfriede, Dr., abgesandte Korespondez. Leipzig, 24.7.1987, an den Prof. Dr.sc. Rudolf KOBER, Erfurt (im Privatarchiv der Autorin dieses Referats)
STARKE, Elfriede, Dr., empfangene Korespondez von Dr. Stefan STROHM, Stuttgart, 19.7.1987 (im Privatarchiv der Autorin dieses Referats)